Menü
Bild Bilanz der E-Scooter-Verletzungen Die meisten E-Scooter-Unfälle passieren ohne Fremdeinwirkung.

Von Risswunde bis Kieferbruch

Bilanz der E-Scooter-Verletzungen

Seit Juni 2019 rollen E-Scooter durch deutsche Großstädte. Kritiker befürchteten eine Welle von Unfällen durch die Teilnahme der elektrischen Tretroller am Straßenverkehr. Wie und mit welchen Folgen sich E-Scooter-Piloten verletzen, haben jetzt Berliner Ärzte analysiert.

24 verletzte E-Scooter-Fahrer

Im Berliner Stadtzentrum sind inzwischen mehr als 3000 elektrische Tretroller unterwegs. Obwohl man mit ihnen bis zu 20 km/h schnell fahren darf, besteht keine Helmpflicht. Wie sicher die Roller-Fahrer unterwegs sind, zeigt eine aktuelle Verletzungsbilanz aus der Notaufnahme der Berliner Charité.

Seit Juli 2019 landeten dort 13 Männer und 11 Frauen aufgrund eines E-Scooter-Unfalls , berichtet Martin Möckel, Leiter der Notfall- und Akutmedizin. Ihr Alter lag zwischen 12 und 62 Jahren, 4 Patienten waren unter 18, 14 unter 30 Jahren. Bei mehr als der Hälfte der E-Scooter-Opfer handelte es sich um Touristen, 10 kamen aus Berlin. Einen Führerschein hatte weniger als die Hälfte, und zwei Drittel von ihnen waren vorher noch nie mit einem elektrischen Tretroller gefahren.

Von Kopfschürfwunde bis Kieferbruch

Kopfverletzungen waren bei den Verunfallten am häufigsten: 54% wiesen meist leichte Prellungen und Schürfwunden am Kopf auf. 17% der Verletzten mussten aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas 1. Grades zur Überwachung stationär aufgenommen werden. Weichteilverletzungen von Armen und Beinen traten bei jedem Vierten auf, insgesamt 10 Risse mussten die Ärzte sogar nähen. Auch 5 Frakturen verzeichnet die Bilanz: Ein Patient hatte sich den kleinen Finger, zwei den Unterarm, einer das Schlüsselbein und ein weiterer den Unterkiefer gebrochen.

Die meisten fallen ohne Fremdeinwirkung

In 75% der Fälle war die Unfallursache ein Sturz vom E-Scooter – und zwar ganz ohne Fremdeinwirkung. 25% der Patienten verletzten sich beim Antreten des E-Scooters. Bei 4 E-Scooter-Piloten war offenbar Alkohol im Spiel – sie waren bei der Untersuchung in der Notaufnahme alkoholisiert.

Damit ist das Tretroller-Fahren im Großstadtverkehr mindestens so gefährlich wie Radfahren, folgert Möckelt. Um das Risiko zu minimieren, plädiert er für das Tragen von Helmen, das Installieren von Blinkern und nicht zuletzt für ein größeres Gefahrenbewusstsein der E-Scooter-Fahrer.

Quelle: Ärzteblatt

Autor / Rechte
26.02.2020
Dr. med. Sonja Kempinski